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Angelo Soliman – Ein Afrikaner in Wien

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ANGELO SOLIMAN (um 1721 – 1796)

Die Geschichte des « fürstlichen Hofmohren » Angelo Soliman ist Teil der Wiener Stadtmythologie, nicht zuletzt durch die Schändung und Präparierung seiner Leiche für das kaiserliche Naturalienkabinett: Ein Mann mit außergewöhnlicher Karriere im aufgeklärten Wien wurde im Museum als halbnackter « Wilder » mit Federn und Muschelkette präsentiert.


KAMMERDIENER UND FREIMAURER

Um 1721 in Afrika geboren, wurde Soliman als Kindersklave nach Sizilien verkauft und kam als Diener, Soldat und enger Vertrauter zunächst in den Dienst von Feldmarschall Lobkowitz. Ab 1753 lebte er in Wien, wo er im Hofstaat der Fürsten Liechtenstein eine wichtige Rolle spielte – als Kammerdiener und Erzieher der Fürstenkinder, aber auch als exotisches « Prunkstück » für höfische Repräsentation. Gegen den Willen des Fürsten heiratete er und lebte einige Jahre als Privatier und Hausbesitzer in der Vorstadt. Als Freimaurer war Soliman auch mit Mozart und bedeutenden Wissenschaftlern in Kontakt. Nach orientalischem Geschmack gekleidet, war er eine bekannte und geschätzte Wiener Persönlichkeit.


EMANZIPATION UND ANPASSUNG

Soliman ist der erste nichteuropäische Zuwanderer in Wien, dessen Leben ausreichend dokumentiert ist, um ihn als Person zu erschließen. Doch die Grenze zwischen belegbaren Fakten und anekdotischer Überlieferung sind fließend. Soliman bleibt Projektionsfläche, je nach Perspektive der Betrachtung: Er ist Kuriosum und erfolgreicher Migrant, ewiger Sklave und bürgerlicher Aufsteiger, Vorbild und Märtyrer. In seiner Biografie sind Emanzipation und Zwangsassimilierung eng miteinander verwoben.


LEGENDEN UND STEREOTYPEN

Neben der Biografie von Angelo Soliman und deren historischem Umfeld behandelt die Ausstellung auch die Rezeptionsgeschichte: Idyllische Einordnungen ins alte Wien finden sich ebenso wie phantasievolle Variationen von Musil oder Herzmanovsky-Orlando und antirassistische Kritik der Legendenbildung um den prominenten Afro-Österreicher. Ein weiteres Thema ist die Fortschreibung von Afrikaner-Stereotypen und latentem Rassismus bis heute. Den Abschluss bilden Video-Statements von heute in Wien lebenden Menschen mit afrikanischem Migrationshintergrund

English

ANGELO SOLIMAN (c.1721-1796)

The story of the « court Moor » Angelo Soliman is part of the mythology of Vienna, not least because of the desecration and preparing of his corpse for the imperial cabinet of natural curiosities. A man who had enjoyed a distinguished career in the enlightened circles of the capital was posthumously displayed in a museum as a half-naked « savage », adorned with ostrich feathers and shells.


CHAMBERLAIN AND FREEMASON

Born around 1721 in sub-Saharan Africa, enslaved as a child, Soliman was sold to a Sicilian family before entering the service of Field Marshal Prince Lobkowitz as personal attendant, soldier and confidant. From 1753 he lived in Vienna, where he played an important role in the household of Prince Liechtenstein: Soliman was chamberlain and tutor to the prince’s children, but he also served as an exotic « showpiece » in courtly ritual. A freemason, he knew Mozart and the preeminent scholars and scientists of the day.


EMANCIPATION AND ASSIMILATION

Soliman is the first non-European migrant in Vienna whose life is sufficiently well documented that we can discover something of him personally. Nonetheless, the borders between fact and anecdote remain fluid, and his life can be viewed from varying perspectives: Soliman as mere curiosity or successful immigrant, as eternal slave or rising member of the bourgeoisie, as role model or martyr.


LEGENDS AND STEREOTYPES

The exhibition also tells the story of how Soliman has been viewed since his death: as part of an idyllic, imperial Vienna; in the novelistic and dramatic imaginations of Musil and Herzmanovsky-Orlando; in the post-colonial critique of the legend of a prominent African-Austrian. Continuing African stereotypes and latent racism are also addressed, bringing the exhibition into our own time
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